ars-et-saliva


david p. eiser

zeitraffer



 

Jarhmond

ein nachruf
 

Jarhmond, stadt mit einem merkwürdigen namen.

name für eine merkwürdige stadt, die eines tages begann, still und ohne aufse-
hen zu erregen, sich langsam aus dem bewusstsein der menschen zu lösen.
deren existenz, allmählich verblassend, verstummte, verfiel wie die silhouetten
ihrer bauwerke vor dem hellen, stahlblauen horizont, unter einem düsteren, tief
hängenden himmel, der die endlosen ebenen, aus denen Jarhmond, von ferne
erblickt wie ein ungeheures, ungreifbares mahnmal, emporragte, in ein gespens-
tisches, eintöniges licht tauchte, die stadt gleichsam der wirklichkeit entzog.

Jarhmond, stätte bedrückenden schweigens, erstarrt in der sonnendurchglühten
regungslosigkeit eines sommertages, der selbst den stetigen wind in der ebene
für immer verhalten liess.

Jarhmond, stätte unaufhörlichen verfalls. in ihren strassenschluchten, zwischen
den gehsteigplatten, welkt das unkraut. vertrocknete bäume recken totengerippe,
dürre äste in beklemmende luft.

Jarhmond, weihestätte der ohnmacht - und der zerstörung.

Jarhmond, totenstadt; hingegossen der zeit, dem vergessen anheimgestellt.

Jarhmond, verschwunden aus dem gedächtnis der landkarten; geopfert von einem
unbekannten, für den untergang.

Jarhmond, mahnmal des todes ...
 
 

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© dpe
1992