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david p. eiser
 

zeitraffer



offener brief
an den präsidenten der russischen republik Vladimir Putin

  

Deutschland, 24. Juli 2023

 

lieber Vlad,

bitte verzeih mir die vertrauliche anrede, aber ich glaube, wir sind brüder im
geiste und da ich der ältere bin, erlaube ich mir eine solche begrüssung.

die entwicklung deiner militärischen spezialoperation in der Ukraine ist dir ja
sicher auch ein anliegen, das du erfolgreich zuende bringen möchtest. leider
haben sich die bisherigen aufwendungen für das erreichte nicht im kalkulier-
ten rahmen gehalten, und bei der fortgesetzten subventionierung der Ukraine
durch den Westen ist wahrscheinlich damit zu rechnen, dass sich das inves-
titions/opfer-verhältnis vollends ins negative dreht.

mir ist da eine idee gekommen, wie wir deine befürchtungen, dass Russland
eines tages vom bösen, verderbten Westen überrollt werden sollte, ad absur-
dum führen können.

du möchtest doch auch, dass Russland in frieden mit seinen nachbarn lebt,
dass die militärischen kosten reduziert werden, damit das volk wieder hoffnung
auf bessere zeiten entwickeln kann, dass eine friedenswirtschaft reichtum und
wohlergehen schafft, für alle...

und es wird einen frieden geben, das ist unverzichtbar. es ist nur eine frage
der zeit, ob sich beide parteien bis an den rand der erschöpfung ziehen lassen
oder den mut und die entschlossenheit aufbringen, den konflikt vorher zu be-
enden.


wie wäre es mit folgendem vorschlag:

da dir die Ukraine offenbar am wichtigsten ist und du alle historischen argu-
mente zusammengetragen hast, um deinen anspruch auf das land – oder
einige seiner teile –  zu rechtfertigen, könnte der Westen dir die übernahme
dieser gebiete unter russische herrschaft zugestehen,

wenn unter anwendung einer entsprechenden westeuropäischen argu-
men
tationskette

    1.    Deutschland ganz Ostpreussen zurückbekommt (bei zunehmender erd-
erwärmung werdet ihr den früher einzigen eisfreien zugang zur Ostsee eh
nicht mehr benötigen)

2.    Polen die ehemaligen ostpolnischen gebiete zurückerhält und diese mit
den in Westpolen lebenden bürgern wieder auffüllt, damit Pommern, West-
preussen und Schlesien sowie der polnische teil Ostpreussens wieder von
Deutschland übernommen werden können.
 

das wäre doch ein fairer handel.

die restliche Ukraine könntet ihr dann bei wegfall der militärischen kosten nach
friedensschluss ohne wesentliche mehrbelastung eures haushalts für die von
euch verursachten schäden im land entschädigen und so für einen friedlichen
übergang sorgen.

überleg es dir mal in ruhe. von diesem vorschlag würden alle beteiligten profi-
tieren: die Ukrainer, die nun wieder aufbauen könnten, ihr Russen mit dem
garantierten sicherheitskordon im süden eures reiches atmet auf. zusätzlich
fallen die kosten für die unterhaltung der ostpreussischen exklave weg, und
der verzicht auf das ehemalige ostpolen dürfte euch bei zugewinn der ukrai-
nischen gebiete wohl kaum schmerzen. die Polen würden sich freuen, wieder
auf ihrem ursprünglichen land zu leben, und Deutschland wäre endlich wie-
dervereinigt und bräuchte keine revanchistischen eruptionen mehr, um auf
sich aufmerksam zu machen.
das sind doch vielversprechende aussichten für ein gedeihliches miteinander
an der grenze zwischen Europa West und Europa Ost.

wenn du es schaffst, Europa auf diese weise neu aufzuteilen, dann kannst du
dich genüsslich zum Schwarzen Meer fliegen lassen, um dort am Kap Idokopas
deine rente zu geniessen.

es grüsst dich ganz herzlich

in enger verbundenheit

dein neuer westfreund

 

David P. Eiser



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