ars et saliva


david p. eiser
 

zeitraffer



 
wohin wollen wir?

wir sollten unsere erwartungen an die zukunft einer eingehenden betrachtung unterziehen;
denn möglicherweise führen uns die derzeitigen antworten auf zentrale fragen in die irre.

eine dieser alten fragen lautet doch seit jahrhunderten: was sollen wir tun, damit es uns und
unseren kindern morgen besser geht, was müssen wir tun, um morgen mehr geld zu verdie-
nen, was tun, um uns morgen mehr leisten zu können als heute?

unser blick geht eingeschränkt nach vorne in die richtung „mehr, besser, grösser, schöner“.
wirtschaftlich bildet sich diese haltung ab durch jährlich steigende vorgaben von produktions-
und verkaufszielen unter der überschrift gewinnmaximierung. in unseren köpfen bleiben durch
die jahrhundertelange prägung und ständige propagierung „verbesserter“ ziele andere blick-
richtungen versperrt.

deshalb war es möglich, rücksichts-los (im wahrsten sinne, ohne kritisch zurückzuschauen)
die ressourcen dieser erde sowie uns selbst auszubeuten, ohne für entsprechende regene-
ration zu sorgen.

die folge dieses denkens und handelns erleben wir in form des klimawandels, der – weiter
fortgedacht – dafür sorgen wird, dass wir notzeiten entgegensteuern, vielleicht vergleichbar
mit katastrophalen ereignissen in der frühen erdgeschichte, bei denen vulkanische und/oder
extraterrestrische ursachen nicht nur das menschliche leben auf diesem planeten vorüberge-
hend stark beeinträchtigt haben.

in diesem fall müssen wir uns an die eigene nase fassen und eingestehen, dass wir selbst
zum ersten mal in der erdgeschichte der auslöser eines untergangsnahen szenarios gewesen
sind.

nun sind wir aber intellektuell in der lage, uns und unser tun und lassen zu reflektieren, und
bei einiger anstrengung könnten wir auf die idee kommen, uns für die zukunft andere fragen
zu stellen, um den derzeitigen veränderungsprozess wenigstens zu bremsen (möglicherweise
können wir ihn schon nicht mehr aufhalten.)

die neue zentrale frage für die zukunft ergibt sich aus der umkehr der blickrichtung, in die ver-
gangenheit hinein und müsste also lauten: was haben wir falsch gemacht, und was müssen
wir tun, um die schädlichen nebenwirkungen unseres bisherigen handelns zu vermeiden, was
tun, um aus diesem zwanghaften „grösser-besser-schöner-mehr“-denken herauszukommen?

wenn wir zu der einsicht gelangen, dass uns gar nichts anderes mehr übrig bleibt, als diese
„mehr“-schiene zu verlassen, könnten wir uns anstrengen, einerseits möglichst viel vom status
quo zu erhalten und andererseits auf eine weitere ressourcen verzehrende und klima schädi-
gende steigerung von produktion, verkauf und ausbeutung zu verzichten.

es ist aber nicht ohne weiteres zu erwarten, dass wir dieses ziel erreichen; denn mit der wach-
senden weltbevölkerung wächst der bedarf an erstrebenswerten gütern, wachsen die mensch-
lichen bedürfnisse, so dass trotz nachhaltigen wirtschaftens die produktion kontinuierlich stei-
gen wird. das wiederum verschlechtert die umweltbilanz noch mehr und wird unsere existenz
auf diesem planeten bedrohen.

was bleibt, ist die banale erkenntnis, dass viele menschen nicht nur viel benötigen sondern
auch viel haben wollen, und dass die menschliche gier dafür sorgen wird, dass auch in zu-
kunft rücksichtslos gehandelt wird.

fazit: das oberste ziel des neuen denkens muss uns zu weltweiten massnahmen veranlassen,
die für eine kontinuierliche verringerung der weltbevölkerung sorgen, und zwar wahrscheinlich
auf unter 5 mrd menschen. ohne diese beschränkung werden wir die selbstvernichtung wohl
nicht verhindern können.

in der tierwelt führt futtermangel automatisch zur reproduktionsbeschränkung und anschlies-
sender erholung der umwelt. dort gibt es allerdings über futterbedarf und fortpflanzungsereig-
nisse hinaus keine sonderwünsche und vor allem keine grenzenlosen, typisch menschlichen,
gierigen bedürfnisse, die zu einer dauerhaften zerstörung der umwelt führen.

die haltung, eine solch katastrophale entwicklung erst mal abzuwarten, in der hoffnung, dass
sich das system dann schon wieder erholen wird, sollte wegen zynismus nicht toleriert werden.



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